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Kapitel 57: Rang 2 Probleme

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  Noch nie war ich so froh darüber, einen anderen Menschen zu sehen. Allerdings fehlen mir im Moment die Worte, um dieser Freude auch entsprechend Ausdruck zu verleihen: “Danke Vincent”, ist alles was mir über die Lippen kommt. Der Schurke winkt l?ssig ab. Gemeinsam sehen wir dabei zu, wie der Schattenklon des Schurken die Bestie weiter ins offene Feld lockt. Die schemenhafte Gestalt muss sich glücklicherweise nicht lange alleine mit so einem Monster herumschlagen. Mit gro?en Schritten rauscht Sophie heran. Die K?mpferin transferiert ihr Momentum in einen kraftvollen Hieb. Der Angriff verpasst der Ritterspinne zwar nur ein paar Kratzer, l?sst aber das Tier zumindest zurückweichen.

  Der folgende Schlagabtausch macht mir klar, dass die Raubtiere mich gar nicht ernst genommen haben. Im zwei gegen eins müssen sich Sophie und Vincent voll auf defensive Man?ver fokussieren. Die harte Schale h?lt Vincents Messer problemlos stand und zeigt sich auch von Sophies Gro?schwert eher unbeeindruckt. Es scheint ein bisschen wie mit den Cenit-Krabben zu sein. Stumpfe Waffen oder auch Speere sind gegen solche Gegner wesentlich effektiver. Allerdings haben die zwei noch weitere Unterstützung mitgebracht. Basil trennt mit einer Fertigkeit, die wie eine Manaklinge aussieht, der Spinne eines ihrer Beine ab. Ein kr?ftiger Frontk?mpfer st??t schlie?lich zu uns und wirft sich mit seinem imposanten Schild den wuchtigen Angriffen der Kreatur entgegen. Als auch noch ein K?mpfer mit einem gro?en Hammer in die Auseinandersetzung eingreift, ist das Ende der Ritterspinne endgültig besiegelt.

  “Hey Torben”, begrü?t mich die gut gelaunte K?mpferin, ”alles gut bei dir?” “Klar, k?nnte kaum besser sein”, antworte ich trocken. Zum Glück bel?sst es Sophie dabei und deutet stattdessen auf die gelegentlich zuckende, zweite Spinne: “Ich kenne nicht viele Rang 1 Abenteurer, welche einer Ritterspinne die Sch?deldecke wegpusten k?nnen.” “Kein Wunder, in 9 von 10 F?llen w?re von mir jetzt auch nur noch Mus übrig. Au?erdem lebt das Vieh noch, also ist das bestenfalls ein Unentschieden.” Die K?mpferin grinst mich nur breit an: “Hast du noch genug Saft, um die Sache zu Ende zu bringen?” Ich nicke ihr zu und versuche aufzustehen. Jedoch ist mein K?rper am Ende seiner Kr?fte angelangt. Mit Sophies Hilfe gelingt es mir dann schlie?lich doch, wieder in die Senkrechte zu kommen. Ein Zauberstab taugt glücklicherweise auch fantastisch als provisorische Krücke. Mein Blick wandert zwischen der versammelten Mannschaft und dem schwer verwundeten Tier hin und her. Allerdings macht keiner Anstalten das Tier von seinem Leiden zu erl?sen. Wachsam n?here ich mich dem Gesch?pf und nutze mein letztes Mana für einen Zapfensplitter-Schuss.

  über 17.000 Erfahrungspunkte sind zwar eine Menge, aber nicht mal ansatzweise das damit verbundene Risiko wert. Auch f?llt es mir in diesem Zustand schwer, mich über Level 46 zu freuen. Allerdings wird das mit dem Ausruhen wohl noch eine Weile warten müssen.

  Ich erz?hle den Abenteurern von den sechs weiteren RItterspinnen und auch von den zahllosen Kadavern der Wimmerspinnen. Obwohl die Truppe noch einige Fragen an mich stellt, kann ich praktisch keine beantworten. Ich wei? weder das Level der gepanzerten Tiere, welchen Weg sie genommen haben, noch wie viele Exemplare es wohl ungef?hr sein k?nnten. F?hrten lesen bei Nacht, w?hrend man gleichzeitig um sein Leben rennt, geh?rt nun mal leider nicht zu meinen St?rken. Ein Gro?teil der Gruppe entscheidet sich schlie?lich dazu, hier erst einmal die Stellung zu halten, w?hrend der Rest Ralf über die neue Situation in Kenntnis setzt.

  Die Abwehr der Wimmerspinnen vor den Toren des Camps war offenbar erfolgreich. Einige Abenteurer sind zwar noch immer in K?mpfe verwickelt, doch die verbliebenen Spinnen werden es unm?glich in die N?he des Walls schaffen. Den Verwüstungen nach zu urteilen, haben die Fallensteller heute definitiv den Gro?teil der Erfahrung eingesackt. Der Anblick so vieler, v?llig zerfetzter Kadaver ist nichts für schwache Nerven. Allerdings reihen sich diese Eindrücke bei mir mittlerweile nur noch in eine lange Liste von potenziellen Alptr?umen ein. Abenteurer sein ist nunmal nichts für Weichwürste.

  Kurze Zeit sp?ter rattere ich erneut meine Geschichte vor dem Anführer des Camps herunter. Entgegen meiner Erwartung nimmt er jedes meiner Worte ?u?erst ernst. Schnell werden Anweisungen verteilt und die Abenteurer, welche sich bereits auf ein paar erholsame Stunden gefreut hatten, erneut in Kampfbereitschaft versetzt. Mithilfe einer Karte der Umgebung versucht Ralf meinen n?chtlichen Ausflug grob nachzuvollziehen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit scheucht mich der Anführer des Camps endlich davon.

  Endlich im Bett angekommen,ist meine Erleichterung gro?. Ich habe alles dafür getan, damit das Camp bestm?glich auf den bevorstehenden Ansturm vorbereitet ist. Von jetzt an liegt der Ball bei den gro?en Jungs. Wenn dutzende Rang 2 Abenteurer den Angriff der Ritterspinnen nicht abwehren k?nnen, dann ist dem eben so. Nach einer Mütze Schlaf wird mir hoffentlich Sophie bis ins kleinste Detail erz?hlen, was ich denn alles “verpasst” habe.

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  Meinem Verlangen nach Schlaf macht jedoch das pulsierende Gift der Wimmerspinne einen Strich durch die Rechnung. Obwohl ich genau wei?, dass mir gar nicht wirklich kalt ist, zittert mein K?rper regelm??ig wie Espenlaub. Zus?tzlich zu diesen Schüben ist da noch diese Mischung aus h?llischen Schmerzen und einem merkwürdigen Jucken unter der Haut. Bisher war ich nie bei Bewusstsein, w?hrend sich mein K?rper wieder zusammensetzt. Es ist eine weitere Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet h?tte. Vor allem die kaputten Rippen sind eine absolute Tortur. Mehrfach wünsche ich mir, in Ohnmacht zu fallen, doch dazu kommt es nicht. Das Gift h?lt mich bis zum Ende in seinen unerbittlichen, eiskalten Klauen. Nach einigen der schlimmsten Stunden meines Lebens schlafe ich irgendwann doch noch ein.

  Wieder wach f?llt mir als Erstes auf, dass mein Zelt immer noch steht. Offenbar haben die Abenteurer die Spinnen tats?chlich zurückschlagen k?nnen. Als n?chstes schaue ich wie gew?hnlich einmal nach meinem Status, was sich augenblicklich als schlechte Idee herausstellt. Sowie sich das bl?uliche Fenster ?ffnet, fliegen mir hunderte Sil um die Ohren.

  Ungl?ubig starre ich auf die Münzhaufen. Es ist eine Sache zu lesen, wie viel Sil eine Belohnung einbringt und eine Andere die Menge tats?chlich vor sich zu sehen. Das alles wieder einzusammeln wird mich eine halbe Ewigkeit kosten! Hoffentlich hat Sophie oder Sam noch einen ausreichend gro?en Münzbeutel für mich übrig. Positiv gesehen sieht wenigstens mein Status super aus.

  Der Kurier ist schnell im Gasthaus ausfindig gemacht. Sam kann mir zum Glück bei meinem Münzproblem weiterhelfen. Von ihm erfahre ich auch, was sich in meiner Abwesenheit noch alles so zugetragen hat. Unter Einsatz von dutzenden Fallen und dem Leben fünf tapfere Abenteurer konnten insgesamt achtzehn Ritterspinnen get?tet werden. Eines der Biester hat es sogar bis zum Wall geschafft und einen Pfeiler besch?digt. H?tten sich die Tiere jedoch im Schatten der Rettungsaktion unbemerkt an das Minenfeld heranschleichen k?nnen, w?re der Schaden noch wesentlich gr??er gewesen. Wenn man also von den toten Abenteurern absieht, dann ist Camp Sieben noch einmal mit dem Schrecken davongekommen.

  Selbstverst?ndlich erhalte ich für meinen heldenhaften Einsatz keinerlei Anerkennung. Nur Wenige wissen, wer Ralf den Tipp mit den Spinnen gegeben hat. Dieser würde aber vermutlich eher in seinen eigenen Stiefel beissen, als mir ein wenig Ruhm zu überlassen. Nicht mal für ein Danke hat es gereicht. Statt uns allerdings weiter bei jeder Gelegenheit zu provozieren, werden wir nun weitestgehend ignoriert. Wie so oft sind es eben die kleinen Erfolge, welche am Ende z?hlen.

  Die Taschen der Kuriere sind prall gefüllt, Sophie hat Level 50 erreicht und ich kann mich immer noch zu den Lebenden z?hlen. Ohne einen weiteren Grund l?nger in diesem verfluchten Wald zu bleiben, treten wir am n?chsten Morgen den Rückweg an.

  Endlich wieder dem Gesang der V?gel lauschen zu k?nnen, fühlt sich wie ein Befreiungsschlag an. Manchmal ist das Leben einfach gut. Ohne weitere Zwischenf?lle erreichen wir schlie?lich die Tore von Torfbergen. Zur Feier des Tages habe ich mir vorgenommen, in der Gilde heute wie ein Adliger zu speisen. Beim Gedanken an das gute Essen l?uft mir glatt das Wasser im Mund zusammen.

  Geduldig warten wir in der Schlange und zeigen brav unsere Gildenabzeichen vor. “Willkommen zurück, Herr Lang”, begrü?t mich einer der beiden Wachen h?flich. “Ich hoffe, sie hatten eine gute Reise.” Irritiert schaue ich den Mann an. Normalerweise sind die Stadtwachen nicht so freundlich zu mir. Vielleicht ist er heute einfach nur gut drauf? Ich nicke dem Mann anerkennend zu und passiere das Tor. Wie sich aber auf dem Weg zur Gilde herausstellt, sind auf einmal eine Menge Leute darum bemüht, mich zu grü?en oder ein Gespr?ch mit mir anzufangen. So sehr ich einen gewissen Umgangston auch zu sch?tzen weiss, ist diese pl?tzliche, leicht aufdringliche Art der Leute doch sehr merkwürdig. Bitte lass das nicht bereits die Anzeichen für die n?chste Katastrophe am Horizont sein!

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