Ich sprinte die Anh?he hinauf und biege nach dem n?chsten Baum scharf rechts ab. Der bis vor wenigen Sekunden friedlich wirkende Wald hinterl?sst auf einmal einen v?llig anderen Eindruck. Mir wird sehr schnell sehr klar, weshalb Angriffe auf Spinnennester in aller Regel nicht so clever sind. Als Lockvogel l?sst sich dieses Vorgehen aber vermutlich kaum an Effektivit?t überbieten. W?hrend den Ger?uschen nach zu urteilen eine kleine Armee nun hinter mir her ist, fokussiere ich mich voll und ganz auf den Waldboden. Blo? jetzt nicht umknicken oder auf die Fresse fliegen.
Im flachen Gel?nde haben Wimmerspinnen keine Chance einen Erwachsenen einzuholen. Mitten im dunklen Wald sieht die Sache anders aus. Dazu kommt noch, dass einige der Biester überraschend flink unterwegs sind. Der erste Kollege kommt für mich komplett aus dem Nichts und segelt einen halben Meter an mir vorbei. Der Schreck l?sst mich einen Moment innehalten, weshalb auch sein Freund ins Leere hüpft. Nicht stehen bleiben du Idiot! Mit neuem Elan sprinte ich durch den Wald.
Ja, wenn es nach meinem Willen gegangen w?re, dann müsste ich gerade nicht um mein verficktes Leben rennen! Die Bisse selbst spüre ich bis auf ein kurzes Zwicken gar nicht. Im Gegenzug entfaltet das Gift jedoch zusehends seine Wirkung. Das leichte Kribbeln in meinen Gliedma?en ist inzwischen einem Gefühl der K?lte und Tr?gheit gewichen. Alleine die Biester wieder abzuschütteln, kostet unglaublich viel Kraft. Wenn die Spinnen mich noch zwei- oder dreimal erwischen, dann falle ich vermutlich zusammen wie ein Kartenhaus. Doch auch wenn sich die Beine schwer anfühlen, presche ich weiter voran.
Der Wald wird lichter und lichter und schlie?lich erreiche ich mein provisorisches Versteck. Meine Ankunft bleibt natürlich von den Ritterspinnen nicht unbemerkt. Allerdings sehen die Tiere wahrscheinlich auch nicht jeden Tag einen Magier auf sie zu laufen, welcher gleichzeitig von einer Horde Wimmerspinnen gejagt wird. Sicherlich k?nnt ihr mich im Austausch für dieses Festmahl einmal kurz durch lassen, oder?
Obwohl mich mittlerweile auch sprechende Spinnen nicht überraschen würden, bleiben die Tiere stumm. Stattdessen antworten sie mit Taten und stürmen ebenfalls auf uns zu. Ich w?re ja fast ein wenig Stolz auf meinen Plan, wenn sich nicht eines der Monster schnurstracks auf mich zubewegen würde. Mir rutscht beim Anblick des Tieres das Herz in die Hose. Jedoch scheint mein K?rper den Kampf gegen das Gift immer mehr zu verlieren. Tut doch was ihr bl?den Beine! Ich komme gerade einmal fünf Schritte, bevor mich die Spinne bereits erreicht hat. Mit einem kr?ftigen Beinschlag rei?t mich das Tier von den Fü?en und schleudert meine Wenigkeit gegen den n?chsten Baum.
Der Aufprall presst die gesamte Luft aus meinem K?rper. Ich huste Blut und k?mpfe mit der Orientierung. Verschwommen sehe ich das Ungetüm erneut auf mich zukommen und schaffe es gerade noch so aus der Schussbahn zu rollen. Rumms! Die Wucht des Angriffs droht die Fichte zu entwurzeln, doch der Baum gewinnt diese Runde klar für sich. Ich nutze diese wertvollen Sekunden, um mich aufzurichten und beh?big Richtung B?ume zu schlurfen. W?hrenddessen hat sich die Lichtung in ein Schlachtfeld verwandelt. Allerdings haben die RItterspinnen eindeutig die Oberhand in diesem Massaker. Die Todesschreie dutzender Wimmerspinnen hallen durch die Nacht, doch mein Mitleid mit den Biestern h?lt sich in Grenzen. Ein Blick zurück zeigt, dass mein Verfolger zwar inzwischen wieder auf den Beinen ist, sich aber gerade mit anderen Plagegeistern herumschlagen muss.
Erst als mich wieder dichter Nadelwald umgibt, wage ich eine kurze Pause. Mir ist zwar schei?e kalt, übel und mehrerer meiner Rippen sind vermutlich gebrochen, aber immerhin bin ich noch am Leben. Jetzt gilt es nur noch die letzten Meter zum Camp zurückzulegen und dabei gleichzeitig nicht von weiteren Waldbewohnern entdeckt werden. Sobald ich Ralf von der Mission erz?hlt habe, wartet hoffentlich ein gemütliches Bett auf mich. Rang zwei Probleme erfordern immerhin auch Rang zwei Abenteurer. Als halbgarer Magier bin ich da nur ein Klotz am Bein. Mühsam raffe ich mich wieder auf und laufe vorsichtig weiter.
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Die Rückseite von Camp Sieben erstrahlt prachtvoll im Mondlicht. Leider kann ich keine Wachen auf dem Wall ausmachen. Laufe ich nun über offenes Gel?nde und am Rande des Minenfeldes entlang? Den Wald im Schutz der Baumgrenze zu umrunden klingt aber auch nicht schlecht. Allerdings k?nnte in jedem zweiten Busch eine Ritterspinne sitzen. Bei den st?ndigen Explosionen h?re ich auch nicht, wenn sich etwas von hinten anschleicht. Im offenen Feld stehen mir wenigstens ein paar Optionen offen.
Konzentriert n?here ich mich den Schildern, welche die Todeszone markieren. Meine Augen schweifen immer wieder zwischen dem Wall und der Baumgrenze hin und her. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, als seelenruhig eine RItterspinne ins Mondlicht tritt. Fairerweise sah das Unterholz an der Stelle auch irgendwie merkwürdig rund aus. Meine Hoffnung, dass die Spinne mich nicht gesehen hat, l?st sich schnell in Luft an. Natürlich hat sie dich gesehen du Vollidiot! Weshalb sollte das Tier denn sonst gerade jetzt aus ihrem Versteck kommen? Als w?re die Situation nicht bereits schlimm genug, gibt sich im n?chsten Moment ein weiteres, achtbeiniges Monster zu erkennen.
Mein Blick schweift reflexartig zum Horizont. Ich meine verschwommen die ersten Abenteurer erkennen zu k?nnen. Allerdings scheinen die M?nner gerade ebenfalls ein wenig in der Zwickmühle zu stecken, weshalb keiner von ihnen bisher die Ritterspinnen bemerkt hat. Selbst wenn ich um Hilfe rufe, haben mich die Spinnen schon viermal in Stücke gerissen, bevor auch nur der erste Abenteurer die Chance hat mich zu erreichen. Selbst wenn ich meine Fu?zehen noch spüren k?nnte, w?re eine Flucht unm?glich. Mir bleibt nur der Kampf.
Ich beschw?re entschlossen meine Zauberstab und beobachte die Tiere. Ungef?hr drei?ig Meter trennen mich noch von diesen Monstern. So gelassen wie man im Anblick des sicheren Todes sein kann, platziere ich direkt schr?g links und rechts vor mir eine Pflockfalle. Mir bleibt noch genug Mana für eine weitere Falle oder zwei Zapfensplitter. Kommt, wenn ihr euch traut!
Als h?tte die linke Spinne meine Gedanken gelesen, sprintet das Tier pl?tzlich auf mich zu. Ich setze alles darauf, dass sie es, wie ihr Kollege auch, im ersten Anlauf mit einem Beinschlag versuchen wird. Tats?chlich saust Sekunden sp?ter das todbringende K?rperteil nur um Haaresbreite an mir vorbei. Das Biest l?sst allerdings nicht locker und versucht es sofort noch einmal. Zack! Der Pflock bohrt sich mitten durch das Gelenk des Beines. Die sonst so lautlose Spinne st??t einen tiefen, grummeligen Schrei aus.
Keine Zeit für irgendwelche Meldungen! Ich ziele auf den Kopf und wirke unverzüglich einen Zapfensplitter-Schuss. Das Tier heult erneut laut auf und schl?gt wild um sich. Da meine Beine kaum noch zu gebrauchen sind, rolle ich unverzüglich au?erhalb der Reichweite des wütenden Gesch?pfes. Keine besonders gute Idee mit einem angeschlagenen Brustkorb, aber deutlich besser als die Alternative.
In seinem Wutanfall ist es der Spinne tats?chlich gelungen, den Pflock aus dem Erdboden zu rei?en. Grünes Blut tropft schluckweise auf den Waldboden. Das Tier ist zwar noch am Leben, aber wird in seinem Zustand kaum noch eine Gefahr für mich darstellen. Das ?ndert freilich wenig an seinen nun heranfliegenden Kollegen, der sich diese Auseinandersetzung definitiv anders vorgestellt hat.
Ich versuche irgendwie wieder aufzustehen, doch meine Beine gehorchen mir nicht mehr. Zwanzig Meter, zehn Meter, fünf Meter, das Tier schl?gt zu und rammt sein Bein in den Erdboden. Ungl?ubig blicke ich die Hand hinauf, die mich im letzten Moment zur Seite gezogen hat. “Du scheinst ein wenig in der Klemme zu stecken”, bemerkt der leicht l?chelnde ?ltere Schurke, w?hrend gleichzeitig sein Schattenklon die Aufmerksamkeit der Ritterspinne auf sich zieht.
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“Und wie sicher seid ihr euch mit den Ritterspinnen?”, fragt mich der Nahk?mpfer skeptisch, w?hrend er nebenbei die n?chste Wimmerspinne zerteilt. “Du musst mir nicht glauben Steve, sondern es nur im Hinterkopf behalten.'', erwidere ich. “Ha, tr?ume ich oder r?t mir gerade wirklich die rücksichtsloseste Person in ganz Torfbergen vorsichtig zu sein?” scherzt Steve. “Deine Komplimente kannst du dir für deine Frau aufheben. Pass auf dich auf”. Mit diesen Worten lasse ich den erfahrenen Abenteurer zurück. Vincent, Basil und der Rest halten nur wenige Meter von mir entfernt die Stellung. “Und wie lief es ?”, fragt Basil. “Keine Chance bei so einem sturen Bock”, lautet meine knappe Antwort. Inklusive der beiden Schurken konnte ich bisher nur acht Abenteurer von der potenziellen Gefahr überzeugen. Selbst in so einer Situation trauen viele Leute Magiern nicht weiter, als sie diese werfen k?nnten. Eine frustrierende, wenn auch verst?ndliche Ausgangssituation. “Ich fürchte, dass wir es bei den restlichen Gruppen gar nicht erst probieren brauchen”, wendet Vincent ein. “Hast du noch genug Mana, um Torben zu erreichen?”
In diesem Moment erfüllt ein tiefer Schrei die Nacht. Dieses Ger?usch so nah an einem Camp zu h?ren, war noch nie ein gutes Zeichen. “Das k?nnen wir uns glaube ich sparen”, stelle ich mit einem breiten Grinsen fest.
Mit gezücktem Schwert sprinte ich durch das kleine Waldstück. Gegen Vincents Schattensprung ist allerdings kein Kraut gewachsen. Verflucht sei der alte Knacker und seine Finsternis-Fertigkeiten! Ich bekomme gerade noch mit, wie der Schurke Torben erreicht und ihn vor dem Angriff der Ritterspinne retten kann. Wirst du bl?des Mistvieh wohl meinen Lieblingsmagier in Ruhe lassen!