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20.1 Elyons Herausforderung

  Elyon legte eine Hand über ihren Magen, der sich immer mehr zusammenkrampfte, je weiter sie sich von dem Festland entfernten. Mit der anderen griff sie tiefer in Dileks Nackenfell und versuchte etwas von dem rasenden Flugwind einzuatmen, um die übelkeit zu vertreiben. Mit wenig Erfolg. Der salzige Duft des tosenden Wassers unter ihnen verschlimmerte die Kr?mpfe nur.

  Der Gedanke, bald die Sturminseln zu erreichen, weckte alte Bilder in Elyon auf, die sie am liebsten für immer vergessen würde. Ihr Vater mit seiner Peitsche. Einmal sogar mit einem Schwert. Die Schmerzen, das Brennen, der K?fig. Elyon presste ihre Lider zusammen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie wollte ihn nicht sehen. Sie hatte ihn nie wieder sehen wollen. Doch sollte sie diese Urkunde finden, würde sie vielleicht endlich dieses elende Kaiserreich hinter sich lassen k?nnen.

  Der Wind wurde immer k?lter, je l?nger sie über das Meer flogen. über ihnen schimmerte der Abendhimmel in r?tlichen T?nen, doch in der Ferne, wo die Sturminsel lagen, war er von dunklen Wolken bedeckt und die ersten Blitze zuckten über dem Horizont.

  Elyon seufzte. Es w?re zu sch?n gewesen, die Sturminseln im trockenen Zustand zu erreichen. Doch gerade im Herbst wurde ihre ehemalige Heimat von Stürmen heimgesucht. Langsam kam die Insel in Sicht, als ein dunkler Schatten, der sich über das brausende Meer erhob.

  Bald würde sie wieder in seiner N?he sein. In der N?he ihres Vaters, der verhassten Burg. Elyon zwang die Bilder zu verschwinden, indem sie an angenehmere Dinge dachte. An ihr Rudel, den Wald. Elyon wollte gerade Dilek zurufen, dass er die südliche Seite der Insel anfliegen sollte, wo das unbewohnte Waldgebiet lag, als sie eine riesige Gestalt am Horizont, rechts von ihnen, entdeckte.

  ?Was um alles in der Welt?? Dilek hielt an und wippte leicht in der Luft. Seine Ohren zuckten, w?hrend er den riesigen Schatten beobachtete, der sich durch das Meer, langsam in Richtung der Inseln bewegte.

  Ein eiskaltes Gefühl packte Elyons Eingeweiden und sie bildete sich ein, dass die schlangen?hnlichen Augen selbst von dieser Entfernung auf sie ruhten.

  ?Dilek! Schnell! Hauptinsel anfliegen! Von Süden, wo der Wald ist!? Elyon zerrte an seine Ohren, um seinen Kopf wieder auf die Inseln zu richten.

  ?Was ist das in der Ferne??, fragte er und schüttelte seine Ohren frei.

  Elyon schluckte schwer, ehe sie ein Wort aus sich herausbringen konnte. ?Urdrache.?

  Sofort zog Dilek seinen K?rper zusammen und schoss, fast so schnell wie ein Pfeil, über das Meer. Sie lie?en den r?tlichen Abendhimmel hinter sich und tauchten in den Regen ein, der sie in wenigen Augenblicken v?llig durchn?sste. Elyon schnaufte immer wieder, um die Wassertropfen, die in ihre Nase flogen, loszuwerden. Dabei klopfte ihr Herz so laut, dass es das Sausen, Brausen und Donnern um sie herum übert?nte.

  ?Verflucht! Ich werde einen weiten Bogen machen müssen, um nicht gesehen zu werden!?, rief Dilek.

  Sie waren nun nahe genug an der Insel, um eine Gruppe von grauen Drachen am Hafen sehen zu k?nnen. Elyon kniff ihre Augen zusammen und glaubte, Menschen zu erkennen, die auf den Schiffen arbeiteten, w?hrend die Drachen Kisten und F?sser auf die Schiffe flogen. Sie ahnte, dass es vielleicht mit dem sich n?herndem Ungeheure zu tun haben konnte.

  Dilek richtete seine Schnauze nach oben und tauchte durch die Sturmwolken hindurch. Die Wolken versperrten die Sicht und um sie herum und für einen Augenblick, war nichts als Grau zu sehen und eine eisige K?lte schnitt ihr in die Haut. Dann wich das Grau einem wei?en Schleier und eine sanfte Brise wehte über Elyons nassen K?rper.

  Mit donnernder Brust beobachtete sie Dileks Flugweg. Wie konnte er sich sicher sein, wohin er flog? Elyon beugte sich zur Seite, in der Hoffnung, einen Blick auf die Insel zu erhaschen, da tauchte Dilek wieder nach unten ab, der Regen schoss ihnen erneut entgegen und die Insel, umringt von dem stürmischen Meer, kam wieder in Sicht. Dilek flog die Südseite an, wo der gr??te Hügel der Sturminseln die Waldgrenze markierte und direkt dahinter in eine Steilküste überging.

  ?Landen, schnell.? Elyon hielt es kaum noch auf Dileks Nacken aus. Am liebsten w?re sie jetzt schon abgesprungen. Das Ungeheuer war auf dem Weg. Sie musste nach ihrem Rudel sehen und sie sicher in ein paar H?hlen unterbringen. Und die Urkunde finden.

  Elyon sprang ab, als der Drache noch nicht mal seinen Kopf gesenkt hatte. Kaltes Regenwasser rann über ihre erhitzten Wangen, w?hrend sie in den dunklen Wald hineinhorchte. Etwas stimmte nicht. Es war zu still. Selbst im n?chtlichen Regen, sollten ein paar der V?gel zu h?ren sein, um die restlichen Waldbewohner vor Dileks Ankunft zu warnen. Sie tauchte zwischen zwei Tannen tiefer in den Wald hinein. Trotz des Regens, h?rte sie bereits den Fluss, der den Beginn des Jagdgebiets ihres Rudels markierte.

  ?Prinzessin! Wartet!?, rief Dilek hinter ihr. Doch Elyon rannte nur schneller.

  Sobald der Fluss in Sicht kam, dessen Wasser durch das Wetter fast über das Ufer floss, steuerte sie, ohne nachzudenken, nach links, wo ein paar flache Steine aus dem Flussbett herausragten und mit ein paar schnellen Sprüngen erreichte sie die andere Seite des Ufers.

  Sie rannte zwei Schritte weiter, doch als sie ein paar Gestalten entdeckte, die auf dem Waldboden lagen, hielt sie an. Sie regten sich nicht. Mit einem z?gernden Schritt, ging sie auf eine der liegenden Wesen zu. Es waren Rehe. Tote Rehe.

  Mit angehaltenem Atem wischte Elyon sich ein paar nasse Haarstr?hnen von der Wange, ehe sie sich weiter durch den Wald zwang. Auf ihrem Weg entdeckte sie noch weitere Tierkadaver. B?ren, Füchse, Wildschweine. Was war geschehen? Und wo war ihr Rudel? Sie h?tten Elyon schon l?ngst h?ren müssen und mit einem Heulen begrü?t.

  Ihr Herzschlag pochte in ihren Ohren. Ein Zittern überfiel ihre Beine. Schnell wandte sie sich von den Tierkadavern ab und rannte weiter. Vorbei an Buchen und Tannen, die Elyon selbst im dunklen Sturm kannte, sodass sie ohne zu stolpern oder sich zu sto?en, durch den Wald laufen konnte.

  Sie sprang über den kleinen Waldbach, rutschte im schlammigen Ufer aus, fing sich mit den H?nden ab und lief weiter. Bald erreichte sie eine Lichtung, die von einigen kleinen H?hlen umringt war. Trotz der dunklen Wolken, konnte Elyon die Umrisse der W?lfe entdecken. Sie lagen verstreut auf den steinigen Boden. V?llig regungslos.

  Elyon ballte die F?uste und n?herte sich wie bet?ubt einem Wolf. Er lag auf einem weiten, dunklen Fleck. Mit zusammengepressten Lippen tauchte sie zwei Finger in den Fleck hinein. Es war Blut. Wimmernd tastete sie den Kadaver ab und spürte tiefe Bisspuren. Dann stand sie auf und hastete zum n?chsten. Auch die anderen W?lfe waren tot. Elyon fiel mit den Knien auf den nassen, steinigen Boden.

  Nein. Nein. Nein. Das konnte nicht sein. Nicht ihre W?lfe. Kein J?ger, kein B?r hatte ihnen was anhaben k?nnen. Wieso? Wer hatte das getan? Ihr Vater sicher nicht. Er hatte ihr die Sicherheit ihres Rudels garantiert, als er sie wieder in die Burg aufgenommen hatte. Und er würde sie weiterhin am Leben halten, wenn auch nur, um sie für ihre Gehorsamkeit zu erpressen.

  Hei?e Tr?nen mischten sich mit dem kalten Regenwasser auf ihren Wangen. Nicht weit von sich, entdeckte sie die ?lteren W?lfe, die schützend um die einj?hrigen Welpen lagen. Alle Tod. Jeder Kampf für umsonst. Dann fiel ihr Blick auf die gr??te Gestalt, nahe dem H?hleneingangs. Ein Stich fuhr durch ihr Herz und stolperte auf die Wolfsf?he zu und landete mit den Knien vor ihr.

  Die F?he hechelte. Sie war noch am Leben. Elyon winselte leise und bekam ein r?chelndes Winseln als Antwort zurück. Die F?he versuchte ihren Kopf zu heben, doch er fiel zurück auf den Boden. Elyon schluchzte und lehnte ihre Stirn gegen das nasse Fell ihrer Ziehmutter.

  Elyon hatte sie im Stich gelassen. Ihre Familie. W?re sie hier geblieben, w?re das nicht passiert. Sie h?tte sie beschützen müssen. Die Schuldgefühle zerrissen Elyons Brust und raubten ihr den Atem.

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  ?Es tut mir leid. So leid?, schluchzte sie in das nasse Fell hinein. Dann hob sie den Kopf, schniefte und suchte die Lichtung nach Kampfspuren ab.

  In der N?he der H?hle entdeckte sie eine gro?e, tiefe Mulde im schlammigen Boden. Auch die Bissspur im Bauch der F?he war riesig. Sie war nicht durch ein Schwert oder einem Pfeil entstanden. Auch nicht von einem B?ren, oder einem Hirschgeweih. Es konnten nur Drachen gewesen sein. Demians Drachen. Elyon biss die Z?hne zusammen, w?hrend in ihren Adern das Blut zu kochen anfing.

  Ihre Mutter winselte wieder, ganz leise, doch dann h?rte sie abrupt auf und ihre Zunge hing schlaff aus ihrem Maul heraus.

  ?Nein?, wisperte Elyon. Die Augen der F?he erstarrten. Sie hob noch einmal ihre Brust, dann lag sie v?llig regungslos und steif da. Elyon schluchzte laut und drückte ihr Gesicht wieder in das nasse Fell, ihre H?nde tasteten den K?rper ab, in der Hoffnung noch irgendwie ein Herzschlag zu finden.

  ?Prinzessin??, rief Dilek in die Lichtung hinein. Seine Stimme holte sie ein wenig aus der Trauer heraus und sie erinnerte sich, warum sie haupts?chlich gekommen waren.

  Ein letztes Mal, atmete Elyon noch tief den leichten Waldgeruch ein, der noch im Fell der F?he hing und l?ste sich mit gro?em Widerwillen von ihr. Ihre Brust war immer noch wie zerrissen, doch der Schmerz entfachte nur weiter die Wut in ihr und sie ballte mit einem leisen Knurren die F?uste zusammen. Demian würde bezahlen.

  Ihr Blick glitt über die toten W?lfe, dann richtete er sich in die Ferne. Als ein Blitz den Himmel kurz erhellte, waren drei schl?ngelnde Gestalten zu sehen, die um die Türme der Burg flogen.

  Dilek n?herte sich ihr vorsichtig an. Doch sie gab Dilek nur einen kurzen Seitenblick, ehe sie ihre Beine anspannte und dann wieder ins Unterholz hinein sprintete. Ihr Blick war verschwommen vor lauter Regenwasser und Tr?nen, doch sie kannte jeden Baum, jede Erh?hung des Bodens, jede Wurzel, die heraustrat und sie lief von ihrem Ged?chtnis gesteuert durch den Wald.

  Sie hielt erst an, als sie ein Rascheln h?rte, das von ein paar zitternden B?umen links von ihr kam, nicht weit von dem Waldsaum entfernt. Elyon suchte Deckung hinter ein paar Büschen und breiteren B?umen und schlich zum Waldrand vor.

  ?Ich muss schnell meinen Mund ausspülen, bevor das Blut mich noch wahnsinnig macht?, r?hrte eine m?nnliche Stimme durch den Wald.

  ?Warum musstest du die W?lfe auch bei?en? Halt einfach dein Maul offen und schluck etwas Regenwasser?, sagte eine zweite, tiefere Stimme.

  ?Hast du die Gr??e von den Biestern gesehen? Die haben gek?mpft als w?ren sie tats?chlich schlau, die Viecher. Ein Glück, dass wir sie ausgeschaltet haben.?

  ?Die Frage ist nur, wozu Demian verlangt hat, dass wir die Waldtiere ausmerzen??, fragte die tiefe Stimme.

  ?Du Vollpfosten, damit K?nig Elyon seine Tochter nicht mit ihnen bestechen kann. Das wurde uns doch oft genug erkl?rt.?

  Das Brodeln in ihr trieb sie auf die Drachen zu und es kostete sie viel Mühe, nicht ihr Versteck zu verlassen. Stattdessen kletterte Elyon leise eine Buche hinauf, bis sie fast auf Augenh?he der Drachen war, die gerade anhielten und mit den Ohren zuckten.

  ?Hast du was geh?rt? Was war das??, fragte die tiefe Stimme.

  Elyon hatte freie Sicht auf die Kehle des kleineren Drachens. Sie nahm den Bogen, dann einen Pfeil in die Hand. Als der Drache zurückblickte, schwebte sein Kopf etwas über dem Ast, auf dem sie sa?. Sie zog an der Sehne und schoss den Pfeil direkt in die Kehle des Drachens. Vor Schreck japste er, dann kam ein Gurgeln und er fiel um.

  Eher der zweite Drache begreifen konnte, was geschah, schoss sie den zweiten Pfeil ab, doch er erwischte den Drachen nur an der Seite seines Halses.

  Geschwind kletterte Elyon den Baum hinunter, w?hrend der Drache unter Grollen sich der Buche n?herte. Sie klemmte den Bogen zurück an ihren K?cher, zog ihr Schwert, schlitterte im schlammigen Boden zwischen den Beinen des grauen Tiers und bohrte die wei?e Klinge in seinen Magen.

  Der Drache brüllte. Elyon spürte wie Hitze ihr entgegenblies. Schnell zog sie das Schwert raus und sprang zur Seite, weg von dem sich windendem K?rper. Dann wandte sie sich seinem Vorderbein zu, holte Schwung und fuhr die Klinge tief hinein, bis in die Sehnen.

  Der Drache brüllte und taumelte, doch bevor sie auch das zweite Bein treffen konnte, hatte der Drache sein Gleichgewicht wieder gefunden und Elyon spürte wie der Regen über sie ein wenig nachlie?. Sie duckte sich und kraxelte zwischen den Vorderbeinen durch um unter seinem Bauch Deckung zu finden, gerade als der Kopf nach ihr schnappte.

  Er zw?ngte sich durch seine Vorderbeine und versuchte erneut nach ihr zu schnappen, doch Elyon warf sich rücklings in den Schlamm und stach genau dann mit dem Schwert zu, als seine Kehle über ihr lag.

  Sie drückte ihre Führhand fester um den Griff und zog ihn, w?hrend sie gleichzeitig zur Seite rollte, die Klinge heraus und sprang auf die Beine. Der Drache fiel vor ihr zusammen. Er gab noch ein leises Gurgeln von sich, dann war er still.

  Durch das Gebrüll, würden bald weitere Drachen auftauchen. Elyon schüttete mit einer schnellen Wischbewegung das Blut von der Klinge und mit den ?rmeln entfernte sie etwas Schlamm von ihrem Gesicht. Sie wollte gerade den Wald verlassen, als jemand ihr Handgelenk packte und sie hinter ein paar Büschen zog.

  ?Prinzessin!?, zischte Dilek. ?Seid Ihr wahnsinnig??

  Sie wollte ihn abschütteln, doch Dilek legte eine Hand über ihren Mund und bedeutete ihr, still zu sein, bevor er sie mit seinen Armen vom Boden aufhob und mit einem hohen Sprung auf den Ast einer Eiche landete. Im selben Moment, kamen von links zwei Drachen angepirscht, die Ohren aufmerksam nach vorne gerichtet.

  ?Was zum ...!?, rief einer, als er die toten Drachen bemerkte.

  Elyon hielt den Atem an, w?hrend die Drachen mit leisen Flügeln die Kadaver untersuchten.

  ?Geh zurück. Sag den anderen Bescheid. Ich suche nach den Eindringlingen.? Dieser Drache begann sofort umher zu schnuppern und kam dabei ihrem Baum immer n?her. Dann zerriss ein entferntes Brüllen die Luft und der Drache hielt abrupt an.

  ?Verflucht!?, rief der Drache. Er lie? von ihnen ab und sauste aus dem Wald heraus. Da dr?hnte ein weiteres Brüllen. Wenn selbst der feindliche Drache das Weite suchte, konnte es nur von einem Ungeheuer kommen. Dem Urdrachen.

  Als der Drache au?er Sicht war, l?ste Dilek sich mit einem leisen ?chzen von ihr. ?Prinzessin, bei allem Respekt, seid Ihr nicht mehr bei Sinnen? Wollt Ihr alle Drachen auf uns hetzen??

  Sie richtete sich gerade auf und wollte ihm einen eisigen Blick zu werfen, da riss er seine Augen auf und wich vor ihr zurück. Er brachte den Ast zum Schütteln und Elyon musste sich schnell an dem Stamm festhalten, um nicht zu fallen.

  Er blieb für einige Momente erstarrt in der Hocke, nur seine Augen zuckten, w?hrend er sie betrachtete. Dann griffen seine H?nde nach dem dicken Ast unter ihm und er beugte sich leicht vor, die Augenbrauen vor Argwohn zusammengezogen.

  ?Eure Hoheit.? Dilek r?usperte sich. ?Euch ist bewusst, dass Eure Augen gerade wie die eines Wolfs aussehen und Ihr Krallen an den Fingern habt??

  Es dauerte einen Augenblick, ehe Elyon begriff, was er da gerade von sich gegeben hatte. Dann l?ste sie langsam eine Hand von dem Stamm und schreckte so heftig zusammen, dass sie den Halt verlor und von dem Ast fiel. Dilek packte sie blitzschnell am Kragen und sprang mit ihr von der Eiche.

  Er lie? sie los, doch Elyons Beine knickten ein und sie fiel in den matschigen Boden, w?hrend sie ihre H?nde betrachtete. Statt N?gel hatte sie zehn dünne Krallen an den Fingerspitzen. Sie hielt den Atem an, blinzelte, dann waren die Krallen wieder verschwunden. Sie drehte mehrmals die H?nde um, doch sie kamen nicht wieder zurück.

  ?Was um alles in der Welt seid Ihr? Ich kann keinen Fluch an Euch riechen.?

  Gerade als Elyon ihre Fingern?gel genauer betrachten wollte, krampfte sich ihr Magen zusammen und ein übler Geschmack stieg ihr in den Mund. Sie beugte sich nach vorne, würgte, versuchte noch die Galle herunterzuschlucken, doch sie war zu schwach. Elyon übergab sich.

  Dilek fluchte leise, doch dann kniete er sich vor ihr hin und wischte ihren Mund mit seinem Umhang ab. ?Schafft Ihr es in die Burg einzudringen, Eure Hoheit? Ich brauche Eure ganze Konzentration.?

  Elyon legte den Kopf in den Nacken und lie? den Regengeruch die übelkeit vertreiben, ehe sie ihm antwortete. Doch bevor sie ihren Mund aufmachen konnte, h?rte sie schnelle Schritte im Unterholz. Sie zog an Dileks Umhang und zog ihn zu sich runter. Beide horchten.

  Wieder krampfte sich Elyons Magen zusammen. Es war, als würde s?mtliche Luft aus ihren Lungen entweichen und ihre H?nde fühlten sich kalt und klamm an.

  ?Schnell. Zur Burg?, sagte sie und wollte wieder aufstehen, doch Dilek hielt sie zurück.

  ?Moment, ich wei?, dass wir es eilig haben, doch wir k?nnen nicht planlos die Burg stürmen. Was habt Ihr vor? Wisst Ihr, wo die Dokumente sind??

  Elyon schüttelte den Kopf. Als Erstes fiel ihr die geheime Kammer in der Bibliothek ein, doch es konnte nicht sein, dass solch ein wichtiges Dokument dort gelagert wurde. Wenn jemand wusste, wo diese Urkunde war, dann war es ihr Vater.

  Das klamme Gefühl breitete sich weiter in ihren Armen und Beinen aus. Sie wollte ihrem Vater nicht begegnen. Nicht jetzt, nicht in ihrem schwachen Zustand. Wann immer sie ihm begegnete, fror ihr ganzer K?rper ein und sie konnte nichts tun, als sich seinen harschen Worten und Befehlen zu ergeben, um die Bestrafungen von früher zu entgehen.

  ?Geheimer Gang, an der rechten Seite der Burg. Von dort zu den R?umen des K?nigs. Dann ...? Elyon schluckte schwer. ?Dann Vater finden und ihn ausfragen.?

  ?Alles klar. Ich kümmere mich um den K?nig. Tr?gt er Waffen mit sich??

  ?Ein S?bel. Zwei Dolche, in Stiefeln versteckt.?

  ?Gut, ich folge Euch.?

  Elyon nickte, sah sich nochmal im dunklen Wald um, dann huschte sie durch das Unterholz auf die Burg zu.

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