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1. 07 Der Ball

  Eine sanfte Brise trug die milde Luft vom hier nicht ganz so fernen Südmeer heran. Aus dem Schornstein eines alten Gasthauses, das schon seit vielen Generationen von derselben Familie geführt wurde, rauchten dunkle Schwaden des im Kamin brennenden Fichtenholzes. Seine Mauern waren aus runden und oft scheinbar ohne Ordnung übereinandergeschlichteten Steinen, die haupts?chlich vom Zement zwischen ihnen zusammengehalten wurden. über der Pforte hing ein Schild auf dem ?Alte Teichstube“ zu lesen war. Unter der neben dem Hauseingang beflaggten Fahne, die den Camenischen Adler abbildete, schritt nun eine Kapuzengestalt hindurch. Im Licht der Abendd?mmerung betrat der Mann mit dunkelbrauner Kapuze und hellgrünen Pluderhosen die Gaststube, wobei er sich gezielt mit dem Rücken zur untergehenden Sonne drehte, um sein Gesicht besser zu verbergen.

  Der Herr ging zielstrebig am Bartresen vorbei und schl?ngelte sich gezielt zwischen der G?steschaft hindurch, um in eines der hinteren Zimmer zu gelangen. Dort ging er eine steile Treppe hinunter an deren Ende eine zugesperrte Türe war. Er klopfte fünfmal an. Kurz darauf konnte man von deren anderer Seite Folgendes h?ren: ?Der Karpfen schwimmt im gro?en Teich.“ Sogleich antwortete er: ?Doch wird er bald ertrinken.“ Infolge drehte sich der Schlüssel im Schloss und man lie? ihn ein. Erst als die Tür wieder verschlossen war, begrü?te ihn die Dame. ?Guten Abend, Durchlauchtester Herr!“, kam es formal von einer relativ kleinen Frau mit schulterlangem Haar. Sie schien nicht mehr ganz die Jüngste zu sein, doch war sie definitiv noch nicht als geriatrisch zu bezeichnen. ?Auch Ihnen einen guten Abend, Frau Vogt!“, erwiderte ihr der Ank?mmling. Dann lie? er seinen Blick durch den Raum schweifen. Da waren noch zwei weitere M?nner und ein Jüngling, die gemeinsam an einem Tisch sa?en.

  Einer der M?nner, ein alter, mit allen Wassern gewaschener Veteran, starrte aus seinen tiefen Augenh?hlen zu dem Neu-Dazugesto?enen hinüber. Der ehemalige Feldmarschall Etzel strahlte alle H?rte aus, die ihm die Welt entgegengeworfen hatte. Er nahm einen Zug von seiner Zigarre, deren Rauch den ganzen Raum bis zum sch?nen Kellergew?lbe aus Ziegeln hinauf erfüllte, und paffte diesen wieder hinaus. Der andere Herr war wesentlich schm?ler und bedeutsam weniger massiv gebaut als Etzel. Er war Petras aktueller Partner. Seine stille, zaghafte Natur veranlasste ihn dazu, dass er momentan nur dasa? und keine Unterhaltung mit seinem Gegenüber führte. Und schlie?lich war da noch der Bursche. Er hatte mittellanges, braunes Haar und sehr sch?ne Gesichtszüge. Für einen Mann war er etwas klein, aber das konnte sich ja eventuell durch einen Wachstumsschub noch geben. Immerhin war er ja erst sechzehn. Achaz war sein Name und er war der Sohn Petras. ?Er sieht seinem Vater sehr ?hnlich“, w?re, was sich ein Beobachter denken würde, wenn er denn August gekannt h?tte.

  Nun entfernte der Besucher die Kapuze von seinem Haupt. Darunter kam ein stark gelockter Haarschopf zum Vorschein, der keinen Zweifel an seiner camenischen Abstammung mehr zulie?, wenn seine traditionelle Kleidung dies nicht bereits klar gemacht hatte. ?Tut mir leid, dass wir euch bereits so früh hierherbitten mussten, werter Freiherr“, vermerkte nun Etzel, der ihn von oben bis unten begutachtet hatte, um sicherzustellen, ob er auch tats?chlich jener Freiherr von Alduino war, den er kannte und nicht ein Betrüger war. Der Adelige entgegnete: ?Ich war wirklich nicht erfreut darüber, wie Sie sich wohl denken k?nnen! Es ist ein erhebliches Risiko, mich hier mit Euresgleichen zu treffen. Natürlich w?re mir eine sp?tere, dunklere Stunde lieber gewesen.“ – ?Ohnehin seid ihr ja jetzt hier. Kommen wir zur Sache. Je l?nger wir hier brauchen, desto mehr laufen wir Gefahr, aufgespürt zu werden.“ Der Wirt war zwar einer ihrer Verbündeten, man konnte aber dennoch nie vorsichtig genug sein.

  Der edle Herr setzte sich auf einen der freien Stühle und begann sogleich zu berichten. ?Was mein Bruder, der im Kaiserpalast zugegen war, mir mitgeteilt hat, ist, dass die Prinzessin scheinbar unglaublich aufbrausend und rebellisch ist. Ihre Eltern werden ihr anscheinend nicht Herr. Zudem scheint sie kaum Freunde zu haben.“ Beim Vernehmen dessen schmiegte sich ein hinterlistiges Grinsen über Petras Lippen. Die Frau, die sich als Einzige nicht gesetzt hatte, sondern es bevorzugte zu stehen, begann nun in dem Kellerraum auf- und abzugehen. Die Sache gedanklich abw?gend sprach sie: ?Gut, das ist sehr gut! Solch gro?e Schw?chen k?nnen wir ausnutzen!“ Dann blickte sie hinüber auf ihren Sohn, der sie gleich fragte: ?Was hast du im Sinn, Mutter?“ - ?Was ich im Sinn habe? Den abscheulichen Verrat an deinem Vater r?chen, ist doch klar! Willst du das nicht auch?“, stellte sie ihre Gegenfrage. Der Bursche erwiderte sogleich: ?Ja, das will ich auch!“ Seine Stimme hatte aber einen etwas unsicheren Tonfall. Er war nicht gut darin seine wahren Gefühle zu verbergen.

  ??hem!“, r?usperte sich nun ihr adeliger Verbündeter. ?Ich habe Ihnen noch weitere Dinge mitzuteilen, wenn es denn recht ist.“ – ?Entschuldigung! Selbstverst?ndlich ist es das“, entgegnete die Witwe Augusts auf den sich übergangen fühlenden Mann. Dieser fuhr nun fort: ?Dies ist nun weniger ein Geheimnis, aber in den letzten Jahren scheinen sich auch Risse zwischen der Milit?rführung und dem Kaiserhaus gebildet zu haben. Der Herrscher hat offenbar seine eigene Truppe massiv in ihrer Gr??e ausgebaut und vergr??ert sie auch weiterhin. Es k?nnte sich hier ein Machtkampf abzeichnen. Allerdings w?re es wohl verfrüht tats?chlich von so etwas zu sprechen.“ Darauf reagierte Etzel mit einem zufriedenen Nicken. Der alte Haudegen adressierte nun das Gesagte als erster: ?Auf solche Entwicklungen sollten wir nicht setzen. Mit ?k?nnte“ und ?m?glicherweise“ fange ich gar nichts an. Wir haben keinen Einfluss auf diese beiden Fraktionen. Vor allem, da dieses teuflische System von ketzerischer Ideologie durchtr?nkt ist, ist es wohl kaum zu erwarten, dass wir hier irgendeinen echten Einfluss in absehbarer Zeit nehmen k?nnen. Nein! Wir müssen unsere eigene St?rke aufbauen.“

  ?Habt ihr das nicht schon in den letzten Jahren mit euren Lanzknechten?“, erkundigte sich nun der Freiherr. ?Ja, aber nur die überzeugtesten konnte ich dazu bringen sich uns anzuschlie?en. Sie sind nach wie vor eine kleine, unbedeutsame Truppe.“ Von Alduino strich sich da über seinen kurzen Bart. Nach kurzer überlegung entgegnete er dann: ?Es ist auch in meinem Interesse, dass dieser D?mon vernichtet wird. Zeigen Sie mir einmal Ihre M?nner. Vielleicht bin ich gewillt das Projekt zu finanzieren.“ Dies war eine sehr erfreuliche Nachricht für den ehemaligen Feldmarschall. W?hrend all dies vor sich ging, sa? Petras Mann nur am Tisch und trank aus seinem Becher. Auch Achaz verlieb einstweilen still.

  Diesem n?herte sich dann aber seine Mutter an und sagte: ?Wir zwei werden etwas Gro?es tun, der ganzen Menschheit einen Gefallen tun! Aber dafür musst du genau machen, was ich dir sage, hast du verstanden?“ – ?Ja, Mutter!“, antwortete der Junge gezwungenerma?en. ?Hervorragend. Dafür brauche ich aber noch die Hilfe eines anderen“, ?u?erte die Dame und drehte sich nerv?s zur Tür. ?Wo zum Geier bleibt der Kerl schon wieder?“ Eine Weile besprachen Etzel und der Freiherr noch die Angelegenheit mit ihrer Rekrutierung von Rebellen. Dann klopfte es aber an der Türe. Es waren sechs Klopfer, einer mehr, als ausgemacht war. Dennoch fragte die ungeduldige Frau ihre ?Karpfenfrage“. Die raue M?nnerstimme von der anderen Seite erwiderte schlich: ?Du wei?t genau, wer ich bin! Mach auf, alte Hexe!“ Etwas beleidigt ?ffnete sie dem Mann das Tor, welche offensichtlich der Richtige war.

  Herein trat nun eine glattrasierte Gestalt, mit kurzen, zerzausten Haaren, die nur zerrissene Lumpen trug. Es war Lucius Cornel und er gab der Dame der Etikette halber die Hand. Die anderen Anwesenden begrü?te er nur mit einem halbherzigen Handwinken. Mit seinen ausgelatschten Sandalen trat er sogleich vor den Jungen und be?ugte ihn. Achaz lief da ein Schauer über den Rücken und er richtete darauf eine Frage an seine Mutter: ?Mutter, wer ist dieser Mann?“ – ?Jemand, der sich uns angeschlossen hat, weil er dieselben Ziele wie wir hat. Bei ihm k?nnen wir uns sicher sein, dass er den D?monenkaiser mindestens genauso viel hasst wie ….eher sogar noch mehr als wir.“

  Der ungepflegte Mann drehte sich nun Petra zu und ?u?erte: ?Und was wollt ihr jetzt machen? Was für einen Plan habt ihr?“ Die Witwe entgegnete: ?Ich habe da schon eine Idee. Wir werden das aber ganz genau durchplanen müssen und die Hilfe von unserem Verbündeten, dem Durchlauchtesten Freiherrn von Alduino hier ben?tigen.“ – ?Okay….?“, kam es in fragendem Ton von Lucius zurück. ?Für den Anfang werden wir dich noch nicht ben?tigen, Cornel.“ – ?Was? Warum bin ich dann hier?“, erwiderte der Mann berechtigterweise. ?Um einmal alle Beteiligten kennenzulernen, und um zu auch eingeweiht zu werden. Was sonst?“ Danach begannen sie ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.

  ?Komm schon! Du kannst das! Na, du bist aber ein starker Hund! So ein starker Hund bist du!“ Das rothaarige M?dchen riss ein kleines Stoffspielzeug, das ein Schweinchen darstellen sollte, aus dem Maul ihrer Hündin und warf es ans andere Ende des Zimmers. Voll Begeisterung rannte das Tier seinem Lieblingsspielzeug nach und brachte es seinem Frauchen gleich wieder zurück. ?Braves M?dchen!“, lobte Viktoria da Wanja und streichelte ihr über den Kopf. Obwohl ihr Haustier noch weiterspielen wollte, lie? das M?dchen nun davon ab. Mit einem langen Seufzer lie? sie sich g?nzlich auf den Boden sinken, auf dem sie schon gesessen hatte. ?Es ist so langweilig hier!“, jammerte sie ihren Hund an. Dieser lief unmittelbar zu ihr her und leckte ihr das Gesicht ab. Die junge Dame schob ihre Wanja daraufhin ein wenig von sich weg, versuchte aber so sanft wo m?glich zu ihr zu sein.

  ?Noch immer eine Woche hier drin! Nicht einmal Ylva redet mit mir!“ Die Langeweile und Einsamkeit waren für sie im Hausarrest erdrückend. Sie hasste das, was bedeutete, dass die Strafe ihre Wirkung zeigte. Jedoch würde sie, zum Unbehagen ihrer Eltern, nicht viel an Viktorias Einstellung ?ndern. ?Ich bereue nichts!“, sagte sie sich selbst in Bezug auf die Ereignisse beim Thronjubil?um ihres Vaters. Die Prinzessin hatte definitiv Schande über das Kaiserhaus mit ihrem Verhalten gebracht. Sie wusste auch, dass das, was sie getan hatte, falsch war. Dennoch empfand sie auch ihren Zorn, der dann explodiert war, als berechtigt. Keine gute Sache! Sie hatte nach dem Vorfall von ihren Adoptiveltern so richtig was zu Ohren bekommen. Es war das erste Mal, dass sie ihren Vater wahrhaftig wütend gesehen hatte.

  Und sie verstand auch seine Gefühle, oder zumindest machte sie sich das Glauben. Da sie aber ihre ALLEINIGE Schuld an dem Ganzen nicht einsah, hatten sie ihr einen vollen Monat Hausarrest aufgebrummt. Nicht einmal Ylva durfte mehr als das Allernotwendigste mit ihr reden. Für das sonst so aufgeweckte M?dchen war das absolut unertr?glich. Auch die Besch?ftigung mit Wanja war da nicht sehr hilfreich und wurde schnell eint?nig und fade. Natürlich musste sie auch weiterhin lernen, aber auch das war ja nur anstrengende Ein?de für sie und bot ihr keine Abwechslung. ?Oh, Gott! Ich halt‘s nicht mehr aus!“, verkündete sie allen Anwesenden, also nur Wanja und sich selbst. Heute Nacht würde sie sich definitiv wieder wegschleichen!

  Das Kaiserpaar hatte sich unterdessen über andere Dinge, die bald anfallen würden, Gedanken gemacht. An der Tür zu Viktorias Zimmer klopfte es. ?Ja?“, kam es von ihr in unfreundlichem Ton zurück. Sie stand aber sogleich kerzengerade auf, als sie ihre Mutter eintreten sah. Diese informierte sie nun: ?Du hast noch eine Woche Hausarrest, junge Dame.“ – ?Wei? ich, Frau Mutter. Bist du nur deshalb hier?“ – ?Keineswegs. In ein paar Wochen steht eine andere Veranstaltung an. Es ist ein traditioneller Maskenball, bei dem wir uns entschieden haben, ihn hier im gro?en Festsaal des Palastes auszurichten.“ Leicht verwirrt neigte die Prinzessin da ihren Kopf auf inquisitive Weise zur Seite. ?Wegen deines Alters dürftest du normalerweise dieses Jahr zum ersten Mal daran teilnehmen, aber aufgrund deines kürzlich zur Schau gestellten – ?hem - Verhaltens war es fraglich, ob du das auch wirklich solltest. Ich und dein Vater haben die Angelegenheit besprochen und sind letztendlich zum Schluss gekommen, dass du der Festivit?t beiwohnen darfst. Vor allem, da es ein Maskenball ist, also niemand sehen kann, wer wer ist, k?nnen wir dies erlauben. Aber sei dir bewusst, dass wir kein schlechtes Benehmen von dir akzeptieren werden!“

  ?Jawohl, Frau Mutter!“, erwiderte die Jugendliche. Sie hatte sowieso nie vor sich schlecht zu benehmen, beim letzten Mal hatten es ihr nur die Umst?nde aufgezwungen. ?Au?erdem wirst du ab n?chster Woche ein paar Tanzstunden nehmen.“ – ?Ach, n?!“, gab die Jugendliche da zurück. Amalie reizte ihr Mangel an Respekt, welchen sie auch bei dieser Gelegenheit hier wieder zeigte. Nachdem sie sich über des M?dchens Studien kurz noch erkundigt hatte, verlie? sie ihre Tochter auch schon wieder. Die Kaisergattin schloss die Türe hinter sich und spazierte wieder zurück in ihre Gem?cher. In ihrer Vorstellung war es keine gute Idee Viktoria von anderen fernzuhalten. Daher auch der Ball. Sie wollte, dass das M?dchen in Kontakt mit anderen war. Ihr haarst?ubendes Benehmen, hatte ihnen aber leider keine Wahl gelassen, als sie zu bestrafen.

  Es war ein lauer Frühlingsabend, was sehr ungew?hnlich war. Vor dem Melgarionenpalast rollte eine Kutsche nach der anderen an. Viele hohe Damen und Herren, aber auch deren S?hne und T?chter waren der Einladung zum Ball gefolgt. Niemand trug traditionelle, also gemeint ist regional spezifische Kleidung, die einen Hinweis auf die Identit?t der jeweiligen Person geben konnte. Und alle trugen natürlich Masken. Es waren Maskierungen aller Art, in verschiedensten Formen, die teilweise Tiere imitierten, und welche auch in verschiedensten Farben gehalten waren. Auch Viktoria betrat das Geb?ude über das Hauptportal des Hauses, in dem sie eigentlich lebte. Sie trug ein langes rotes Kleid, eine Farbe, die, wie sie spekulierte, niemand vermuten würde, dass sie tragen würde, weil es wohl doch zu ?hnlich mit ihrer Haarfarbe w?re. Ebenso trug sie ihre Haarpracht in einer schmucken Hochsteckfrisur und hatte diese ins Schwarze gef?rbt, da es natürlich sonst vollkommen offensichtlich w?re, wer sie war. Es handelte sich dabei nur im eine tempor?re Haarf?rbung, die sie innerhalb weniger Tage wieder auswaschen konnte. Obendrein hatte sie auch eine Maske, die nur für Leute, die sie n?her kannten, die M?glichkeit lie?, sie zu erkennen.

  Es waren sehr viele Menschen gekommen, was sie durchaus überraschte. Die Zaubrerin kam selbstverst?ndlich mit ihren Eltern, die natürlich auch anders als sonst gekleidet waren. über die hohen Treppen und durch die gro?en Hallen schreitend, gelangten sie dann in den Festsaal. Es war ein gigantischer, prunkvoller Saal mit Freskos von Engeln an der Decke und einem riesigen Kristalluster, der in der Mitte herabhing. Hier war einiges los und stellenweise war schon beinahe ein Gedr?nge. Die Tanzfl?che blieb allerdings, geordnet und frei, zumindest für diejenigen, die tanzen gingen. Es wurde natürlich nur langweilige, gehobene Musik gespielt, aber so war das eben in den h?heren Kreisen. Doch auch, wenn hier alles in erheblichem Ausma? ?kontrolliert“ war, so fanden doch die jungen Leute hier immer wieder M?glichkeiten sich am Rande des Geschehens auszutauschen oder indem sie schnell einmal den Saal ?verlassen mussten“. Nun mischte sich die Prinzessin ebenso unter diese. Das M?dchen konnte niemanden erkennen…Moment!

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  Einen, der mit einem anderen Typen plauderte, konnte sie eindeutig als eine Person ausmachen, die sie kannte. Alexander Kuhn, der Sohn des Obersten Marschalls, trug einen dunkelgrünen Tappert mit einem Gürtel, der eine gro?e, goldene Schnalle hatte. An seinen kantigen Gesichtszügen, seiner überdurchschnittlichen Gr??e, aber auch seiner Eigenart viel zu gestikulieren, konnte sie ihn klar identifizieren. Eigentlich konnte sie ihn nicht recht leiden, aber bewegte sich zumindest einmal n?her an den Gespr?chsführenden heran.

  ?…und dann hab ich ihm das Schwert direkt aus der Hand geschlagen! Ulrich und der Generalmajor,…?hm….ich wei? nicht mehr genau wie der hie?, waren total aus dem H?uschen. Drum haben sie meine Bef?rderung zum Generalmajor als Empfehlung an meinen Vater gesendet. Demn?chst steige ich wieder im Rang auf!“, prahlte Alexander vor seinem Freund. Sein Gespr?chspartner, der h?chstwahrscheinlich Wendelin, war, antwortete nur mit regelm??igen Einwürfen von ?Toll!“, ?Mhm“ oder ?Beeindruckend!“ Wahrscheinlich verdrehte sein bester Freund hinter dessen Maske die Augen. Er, genauso wie jeder andere, wusste, dass der Sohn des Milit?rchefs nur aufgrund seiner Beziehungen bef?rdert wurde. Als Viktoria in dessen N?he stand, wurde sie dadurch gleich wieder daran erinnert, weswegen sie den Kerl nicht leiden konnte. ?Der Nummer eins Dampfplauderer von Meglarbruck!“, dachte sie sich h?misch.

  Dann ersp?hte genau dieser aber, dass sie unweit von den Zweien stand und in ihre Richtung schaute. ?Hallo, Hübsche! Komm ruhig her, wir bei?en nicht“, gab Alexander da von sich. ?Lieber nicht“, erwiderte die Magierin mit ihrer typisch frechen Art. Er hatte nicht erkannt, dass es Viktoria war und stand nun wie ein begossener Pudel da. Wendelin drehte sich schnell zur Seite, um nicht sein L?cheln zur Schau zu stellen. Unterdessen ging die Prinzessin weiter durch die Menge.

  Aus einem halbkugelf?rmigen Weinglas trinkend, stand Irnfrid an einem von vielen Stehtischen. Ihr gegenüber war Amalie, welche sie auch sehr schnell hier erkannt hatte. ?Mit dem Wetter habt ihr es richtig gut getroffen.“ – ?Du meinst wohl eher, haben wir Glück gehabt“, korrigierte die Kaiserin sie auf freundlich gemeinte Weise und nahm einen Schluck von ihrem Glas. Die Dame tat es ihr gleich und sprach dann: ?Ich gehe davon aus, dass deine Viktoria heute auch hier ist.“ Amalie antwortete da nur: ?Vielleicht.“ Danach erkundigte sie sich aber: ?Und du bist mit beiden von deinen T?chtern hier?“ – ?Nein, nur Marzia habe ich es erlaubt. Eleonore ist noch zu jung.“ – ?Verstehe“, erwiderte ihre Gespr?chspartnerin trocken.

  Schlie?lich er?ffnete Irnfrid dann ein neues Thema: ?Ich mache mir wirklich Sorgen um die Beziehung zwischen unseren M?nnern.“ – ?Wenzel und Theodor?“ – ?Wem denn sonst? Seitdem sich vor ein paar Jahren der Streit zwischen ihnen zugetragen hat, reden sie kaum mehr ein Wort miteinander. Ich sehe das als ein Problem. Ich kenne den Grund für deren Zwist, aber ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn wir das weiterhin so schwelen lassen. Meinen sturen Bock kann ich sowieso nicht umstimmen. K?nntest du nicht einmal mit dem Deinen reden?“ Der Ehefrau des Kaisers schien diese Bitte sauer aufzusto?en. Erst presste sie ihre Lippen aneinander und dann antwortete sie: ?Um was zu besprechen? Ich habe schon oft mit Wenzel darüber gesprochen. Theodor und das Milit?r sind diejenigen, die hier alles blockieren. Findest du es etwas richtig, sich dem Herrscher des Reiches so zu widersetzen und ihn damit blo?zustellen?“

  Die dreifache Mutter war davon nun schon ein wenig angerührt. Sie gab zur Gegenrede: ?Will seine Majest?t seine eigene Sicherheit riskieren, indem er sanfter gegenüber den Ketzern wird?“ Infolge war ein kurzer Anflug von Zorn in Amalies Gesicht zu erkennen, den sie aber sofort wieder unterdrückte. ?Beenden wir das Thema lieber, Werteste. Ich will hier keinen Streit mit dir anfangen!“ Irnfrid pflichtete ihr bei. Dann gingen sie wieder zu weniger heiklen Gespr?chsthemen über.

  Auf einem Tisch waren allerhand Getr?nke serviert, die zur freien Entnahme waren. Als Schmuck war eine aus Eis gehauene Schwanenskulptur in einer gro?en Glasschüssel in dessen Mitte pr?sentiert. Viktoria trat n?her an diesen heran und wunderte sich nur, wo man das Eis dafür hergeholt hatte und wie man es bis zur Er?ffnung des Balls kalt gehalten hatte. Aktuell war es ja schon deutlich zusammengeschmolzen. In dem Augenblick sprach sie jemand von der Seite an: ?Ist schon eine wirklich sch?ne Eisskulptur.“ Etwas sprunghaft wandte sie sich der Person zu. Es war ein junger Mann, circa in ihrer Gr??e, der eine sch?ne, schwarze Cotte trug und eine recht kleine Maske, die ziemlich schlicht in ihrem Design war, aufgesetzt hatte. Auf seinem Kopf trug er ein schwarzes Barett mit silberner Bordüre. ?Hast du meine Gedanken gelesen?“, fragte das M?del ihn daraufhin, beantwortete ihre Frage dann aber gleich selbst: ?Natürlich nicht. Kannst du ja nicht.“

  Ihr war nicht bewusst, wie seltsam und enthüllend ihre Aussage eigentlich war. Nach ein paar Sekunden Stille erwiderte der Bursche dann: ?Ich mag deinen Humor. Und dein Kleid ist auch echt sch?n.“ – ?Danke?“, kam die Antwort Viktorias mit einem in die L?nge gezogenen Endvokal zurück. In Reaktion darauf musste der junge Mann lachen. ?Du bist wohl Komplimente nicht gew?hnt.“ – ?Nicht wirklich“, gab die Undercover-Prinzessin kurz als Antwort.“ – ?Kann ich nicht verstehen. Mir kommst du echt nett vor.“ Er hielt einen Moment inne. Das aktuelle Musikstück ging gerade zu Ende. Somit erfragte er von ihr: ?Dürfte ich dich um einen Tanz bitten?“, und hielt ihr seine Hand hin. ?Okay“, entgegnete sie kurz. Dann begaben sie sich aufs Bankett.

  Zum Glück hatte sie Tanzstunden bekommen, ansonsten h?tte sie sich hier wohl blamiert. Sie konnte sehr wohl im Rhythmus des Lieds, das gerade gespielt wurde, bleiben, machte jedoch ?fters noch falsche Schritte. Ihr Tanzpartner konnte aber gut mit ihren Fehltritten umgehen und der Tanz funktionierte recht gut. ?Du kannst das echt gut…..im Gegensatz zu mir“, vermerkte das M?dchen. W?hrend sie sich so im Kreis drehten, erwiderte der junge Mann ihr darauf: ?Ist doch gar nicht wahr. Du kannst auch recht gut tanzen, nur an übung fehlt es dir noch ein wenig.“ – ?Schmeicheleien hast du ja haufenweise gepachtet!“, gab sie da zynisch zurück. ?Sch?tze schon“, sagte er darauf in leicht amüsiert klingendem Ton. Seine l?ssige Art fand die Magierin tats?chlich charmant. ?Bist du mit deinen Eltern hier?“, fragte sie ihn nun. Er meinte dazu: ?Gewisserma?en. Ich versuche in der Menge verloren zu gehen, damit sie mich nicht allzu sehr beobachten k?nnen.“ – ?Selbiges bei mir“, ?u?erte das M?dchen.

  In der Zwischenzeit hatte Wenzel bereits einige seiner alten Freunde hier gefunden und plauderte mit diesen fr?hlich über alles M?gliche. Die fünf M?nner, im Spezifischen Brahm, Ferenc, Balduin, Peter und Wenzel standen beisammen und lachten über einen von Brahms ?Alte-M?nner-Witzen“, wobei, wie immer, Ferenc sich am lautesten wegkugelte. Peter schien gar die Idee des Balls beinahe egal zu sein, weshalb er seine üblichen Kleider trug und lediglich die verlangte Gesichtsbedeckung sich von seiner üblichen Aufmache unterschied. Insbesondere mit ihm unterhielt sich der Zauberer viel. ?Ich kann mich noch erinnern, als du nicht einmal Greifenburg auf einer Landkarte finden konntest. Und sieh dich jetzt mal an!“, neckte sein erster Freund den Kaiser. ?Ich war im Grunde ein vollkommen anderer Mensch damals. Was die Jahre aus einem machen k?nnen“, gab Wenzel mit leichter Nostalgie zurück. Brahm stand daneben und wollte die ganze Zeit etwas einwerfen, wusste aber nicht genau, wie er in irgendeines der Themen einhaken k?nnte. Balduin hingegen hing dem Erkorenen bei jedem seiner Worte an den Lippen und sprach kaum etwas.

  An die Herren trat nun Amalie in ihrem himmelblauen Kleid heran. ?M?chtest du nicht mit deiner Frau tanzen, mein Liebster?“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Der Ball war ihre Initiative gewesen, daher wollte sie auf diesem auch etwas tun, was ihr Spa? machte. Sofort ergriff er sie bei der Hand und benachrichtigte seine Freunde, dass er sich auf die Tanzfl?che begeben würde. Das Kaiserpaar schloss sich soeben den anderen T?nzern an, als das soeben gespielte Lied endete. Fast schon so als ob die Sache geplant gewesen w?re, wechselten die Musikanten nun zu einem langsameren, sprich romantischeren Lied. Auch Viktoria und ihr Tanzpartner begannen nun zu diesem zu tanzen, selbst wenn es der jungen Dame ein wenig peinlich war. Allerdings sah sie dann pl?tzlich, dass sich ihre Eltern ebenso auf dem Bankett befanden. ?Nein! Sie dürfen mich nicht sehen!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie verlie? zur überraschung des Mit-Ihr-Tanzenden augenblicklich die Tanzfl?che. Ihre Panik vor den Blicken ihrer Eltern hatte sie zu einer schnellen Flucht veranlasst. Das tat ihr nun leid für den Burschen, dem sie garantiert den falschen Eindruck vermittelt hatte. Er würde sich vermutlich denken, dass sie nicht zu einem romantischen Lied mit ihm tanzen wollte.

  Sie riss ihn am Arm und eilte überhastet beim Saal hinaus. über bunte Bodenmosaike, die verschiedene Sonnensymbole abbildeten, zog sie ihn durch die riesig weiten G?nge des Palastes. ?Wo willst du hin?“, wollte er von ihr wissen. Doch Viktoria antwortete nicht. Die Jugendliche führte ihn durch einen vergleichsweise schm?leren Nebengang und dann noch um eine weitere Ecke. Hier war nun niemand mehr und auch gab es hier keine Kerzenbeleuchtung. Jedoch war das durch die Fenster einfallende Mondlicht ausreichend, um sehen zu k?nnen. ?Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du …?hm…wegen dem Lied. Meine Eltern waren am Tanzparkett“, stammelte sie daher. Er schmunzelte und sagte: ?Ich verstehe schon. Kein Grund so nerv?s zu werden.“ Er pausierte und fuhr dann fort: ?Aber in irgendeinen abgelegenen Gang h?ttest du mich auch nicht gleich entführen brauchen.“ Ein L?cheln kam über seine Lippen. Irgendwie spürte das M?dchen, wie sich da etwas in ihr rührte.

  ?Dürfte ich dein Gesicht sehen?“, fragte sie ihn nun. ?Nur wenn du mir auch deines zeigst“, gab der Kerl da zurück. ?Okay.“ Somit nahmen sie gleichzeitig ihre Masken ab. Der Bursche vor ihr hatte definitiv attraktive Gesichtszüge, wie das M?del empfand. Ihr Gegenüber schien auch dasselbe über sie zu denken, da er intensiv ihre Wangen und Mund betrachtete. ?Ich glaube, das reicht jetzt wieder!“, gab sie ihm zu verstehen, woraufhin der Junge seinen Blick wieder von ihr abwendete. Jetzt schauten sie beide still beim Fenster hinaus. ?Soll ich ihn darum fragen? Ja, sollte ich!“, war Viktorias Gedankengang. ?Verr?tst du mir, wie du hei?t?“, erkundigte sie sich in einem für sie ungew?hnlich weichen Ton. In Reaktion darauf versteiften sich seine Gesichtsmuskeln ganz kurz. Dann entgegnete der Bursche: ?Achaz. …..Und du?“ Dass er nun auch nach ihrem Namen fragen würde, h?tte der Prinzessin eigentlich klar sein müssen. Sie erwiderte schlie?lich: ?Marzia hei?e ich.“ Er schien eine Gefühlsregung hierzu zu unterdrücken.

  Nach einem Moment der nachfolgenden Stille wechselte Achaz dann wieder das Thema. ?Und was machst du gerne so in deiner Freizeit? Glaub’s mir oder nicht, aber ich gehe gerne reiten.“ – ?Naja, ich habe nichts gegen das Reiten. Meistens brauche ich es aber gar nicht“, jetzt biss sich Viktoria selbst metaphorisch auf die Zunge. Sie sollte besser aufpassen bei dem, was sie sagte, bevor sie noch zu viel von sich preisgab. Folglich ging ihr aber der Gedanke durch den Kopf, warum sie denn ihre Identit?t in diesem Fall geheim halten wollte. Wollte sie unerreichbar bleiben? ?Ich sch?tze mal, dass es bei M?dels anders ist als bei Jungs. Unsere V?ter erwarten was anderes von uns als von euch“, rationalisierte Achaz ihre Aussage. Sie stimmte ihm nur mit einem kurzen ?Mhm“ zu.

  Er war ein kluger, charmanter und in Viktorias Augen auch gutaussehender Typ, ganz anders als der Dummkopf Alexander mit seiner doofen Topffrisur. Der junge Mann grübelte nun kurz nach, dann ?u?erte er: ?Warum willst du mir nicht deinen echten Namen verraten?“ Das M?dchen war überrascht von der Intelligenz, die er hier unter Beweis stellte. Sie z?gerte einen Augenblick. Dann h?rte ihr Gespr?chspartner schlie?lich: ?Du solltest nicht zu viele Fragen stellen.“ Die Stimme war einfach in seinem Kopf erschienen. Die Lippen der Magierin hatten sich dafür nicht bewegt. Dies funktionierte nur, da er sie ?hineinlie?“, da ein Zauberer für gew?hnlich nicht die Gedanken jemand anderes betreten konnte, ohne die Person dabei zu berühren. Somit wurde auch ihm die Sachlage unmittelbar klar.

  Danach machten sich die zwei noch eine Zeit und einen Ort aus, wo sie sich wieder treffen würden. ?Schaffst du es da auch wirklich hin?“, wollte Achaz wissen. Doch Viktoria erwiderte nur: ?Ich schaffe es überall hin!“ Danach maskierten sie sich wieder und kehrten in den Ballsaal zurück. Den restlichen Abend unterhielten sie sich noch gut. Das erste Domino war gefallen.

  ?Und hattest du Spa? gestern?“, versuchte Wenzel bei seiner Tochter zu proben. ?Ja, war spa?ig“, war alles, was er aus ihr herausbekam. Sein Naturell verwehrte ihm sie dann weiter zu l?chern, nachdem sie mit ihrer kurzen Antwort eindeutig kommuniziert hatte, dass sie nicht mit ihm darüber reden wollte. Er drehte sich somit um und wollte schon wieder einen Abgang machen, als Viktoria ihn noch aufhielt. ?Warte!“, stie? sie heraus und ihr Vater drehte sich zu ihr um. ?Ich habe da etwas, was ich wissen m?chte.“ – ?Und das w?re?“

  ?Vorgestern hatte ich einen seltsamen Traum. Ich meine, ich habe ?fters Visionen von der Zukunft, aber dieser Traum, war besonders ungew?hnlich.“ Wenzel setzte sich nun auf den Stuhl vor ihr und schaute der Kleinen aufmerksam in die Augen. Sie fuhr fort: ?Darin standen M?nner in Karogew?ndern in der Mitte von Weizenfeldern und ernteten diese ab. Unter dem Weizen wuchs eine Riesenmenge an Unkraut und sie schnitten es einfach mit allem anderen ab. Was k?nnte das bedeuten? Ich meine, ich wei?, dass die Symbole auf den Uniformen der Reichsgarde erst vor ein paar Jahren zu Sicheln, die Getreide ernten ge?ndert wurden. Es hat sicher damit zu tun, oder?“ Als er das vernahm, wurden die Augen des Kaisers gro?. Er r?usperte sich kurz und sagte: ?Du wirst es erfahren, wenn die Zeit dafür reif ist. Den Pfad, den ich herausschlage und dem Schicksal entringe, kannst du jetzt noch nicht verstehen.“ Das M?dchen fühlte sich davon etwas beleidigt und entgegnete: ?Ich hatte also recht!“

  ?Die Visionen haben recht. Auch wenn sie mysteri?s sein k?nnen, sie liegen meistens richtig“, erwiderte der Mann darauf. ?Sie sind aber nicht in Stein gemei?elt. Man kann die Zukunft durch seine Handlungen ?ndern! Ganz verstehe ich das alles aber auch noch nicht. Zum Beispiel hatte ich als Kind keine Visionen von der Vergangenheit, jetzt aber schon.“ Leicht verwirrt blickte ihm da die Prinzessin entgegen. Dann ?u?erte sie: ?Die Vergangenheit habe ich noch nie gesehen!“ Wenzel strich sich nachdenklich über den Bart. ?Kurios“ war alles, was er dazu sagte. Er hatte hierdurch nichts Neues gelernt, Viktoria hingegen schon.

  Als er dann in seine Gem?cher zurückkehrte, traf er mit seiner zeitgleich zurückkommenden Ehefrau zusammen. ?Schatz, ich muss dir noch etwas Wichtiges mitteilen, ehe ich es wieder vergesse“, kam es von Wenzel. ?Was gibt es denn?“ – ?Ich werde eine Reise machen und kann dir nicht genau sagen, wie lange ich weg sein werde“, begann er seine Ausführungen, die noch mehr Details verlangten. Sofort wollte Amalie selbstverst?ndlich wissen: ?Wieso? Wo musst du denn hin?“ – ?Das wei? ich noch nicht genau. Ich wei? nur, dass es südlich von hier liegt.“ Die Dame h?rte ihm weiterhin gespannt zu. ?Ich hatte mir schon sehr lange vorgenommen das letzte der Heiligen Artefakte zu finden. Mit dem Szepter werde ich das schaffen. Es zeigt in die Richtung, in der der gesuchte Gegenstand zu finden ist. Leider wei? ich eben noch nicht, wo der exakte Standort ist, sonst würde ich ja die Reise gar nicht machen müssen.“

  Daraufhin wollte seine Gattin wissen: ?Kannst du das nicht einen Diener erledigen lassen?“ – ?Nein, bedauerlicherweise nicht“, erwiderte er sogleich. ?Das Szepter funktioniert nur, wenn man Magie darauf anwendet. Das schlie?t jeden au?er mich und Viktoria aus.“ Dies war eine Lüge. Er wollte einfach niemand anderem mit dem Aufspüren eines solch wichtigen Artefakts trauen. ?Also, ja. Ich wei? nicht wie viel Zeit das nun konkret in Anspruch nehmen wird. Brahm und Peter habe ich schon informiert. Ich werde zusehen, dass ich nicht allzu lange brauche.“ Amalie blickte ihn kurz an und gab ihm dann ihren Segen. ?Pass auf dich auf, h?rst du! Da sind immer noch ein Haufen Wahnsinnige da drau?en.“ Dies brachte Wenzel zum Lachen. Solche Gefühle der Angst hatte er seit den Tagen der Revolution schon abgelegt.

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